Weil ich ja nun wusste, dass die Chemotherapie nicht mehr weit hin ist und eine ihrer unangenehmen Nebenwirkungen der unumgängliche Haarverlust ist, entschied ich mich schon recht früh dazu, mir meine schulterlangen Haare zu einer Kurzhaarfrisur stutzen zu lassen.
Ich stellte mir vor wie es sein würde wenn der Haarausfall eintritt und ich mir diese langen Haarsträhnen so vom Kopf zupfen könnte… den Gedanken fand ich schlimm! Besser erschien es mir dann die recht kurzen Haare zu verlieren… Ich brauchte nicht lange zu überlegen, wem ich diese für mich besondere Aufgabe übergeben werde. Elke !
Sie hat schon des Öfteren für den richtigen Schnitt, die richtige Farbe und den richtigen Sitz meiner Frisur gesorgt. Als Benjamin und ich Im Sommer 2012 kirchlich heirateten, war sie für meine Brautfrisur und das passende Makeup zuständig… und ich fand mich an diesem Tag einfach wunderschön. Und das nette daran ist, als Elke damals ihren Heiko heiratete, machte ich für sie ihren Brautstrauß mit weißen Calla, ihren Lieblingsblumen. Als ich sie dann fragte ob sie nicht Lust hätte mir die Haare zu schneiden, sagte sie sofort zu. Sie schickte mir Fotos von diversen Frisuren mit verschiedensten Farben… „Wir können alles ausprobieren, Irokesen, pinke Haare, grüne Haare…“ Ich glaube hätte ich das wirklich gewollt, hätte sie es wirklich getan.
Letzten Endes war ich dann doch nicht so mutig und entschied mich lediglich nur für einen konventionellen Kurzhaarschnitt. Am Montagmorgen holte Renate mich ab. Noch kurz beim Ems Park reinspringen um frische Brötchen für das bevorstehende Frühstück bei Elke zu holen und natürlich noch ein paar schöne Tulpen als kleines Dankeschön im voraus. Elke erwartete uns bereits mit reich gedecktem Frühstückstisch… Nachdem wir alle gesättigt und zufrieden waren, konnte es also losgehen. Wir alle dachten, dass es vielleicht ein emotionaler Moment werden könnte wenn die Haare fallen und das eventuell auch ein paar Tränen bei mir fließen werden aber ganz im Gegenteil… Ich freute mich drauf.
Elke band mir mein Haar fest zu einem Zopf zusammen, welchen sie mir dann in einem Stück abschnitt und mir überreichte. Natürlich war es ein komisches Gefühl den Zopf in den Händen zu halten und zu sehen wie die Haare nach und nach zu Boden fielen und der Kopf sich immer leichter anfühlte… Aber ich wusste ja, wofür ich das tue. Und die Haare werden auch wieder wachsen, das ist ganz klar. Renate machte zwischendurch Fotos von mir mit meiner neuen entstehenden Frisur. Als ich mich auf dem ersten Foto sah, gefiel ich mir auf Anhieb. Als die Frisur dann fertig geschnitten, gefärbt, geföhnt und gestylt war, durfte ich dann das erste Mal vor den Spiegel treten und Elkes Meisterwerk begutachten… Ich fand mich toll und habe es nicht bereut. Dieser Tag war für mich ein ganz besonderer Tag mit ganz besonderen Menschen, welche mich mit viel Spaß und Freude durch diese für mich große Veränderung begleitet haben. Danke Elke für diese schöne Frisur und das Du alles mit so viel Liebe und Bedacht geplant hast, weil auch Du wusstest warum und wofür ich diesen Schritt gehe…
Nachdem wir Peter von der Arbeit abgeholt hatten fuhren wir zusammen nach Neermoor und warteten auf Benny…“ Was wird er wohl zu meiner Frisur sagen? Hoffentlich gefalle ich ihm…“ Also bisher waren alle ziemlich begeistert inklusive mir, dann soll es Benny hoffentlich nicht anders gehen… Und, puh ! Es ging ihm nicht anders als uns. Er war sehr positiv überrascht, ich gefiel ihm sehr gut. Natürlich hätte er, sowie ich selbst auch, lieber das lange Haar an mir behalten. Aber wir haben darüber gesprochen, wie über alle großen Entscheidungen und dann konnte er verstehen warum ich so handelte.
Mein „neuer Kopf“ gefiel mir von Tag zu Tag mehr… Kurze Haare haben schon so ihre Vorzüge. Super schnell geföhnt und gestylt…einfach klasse! So, die Chemo kann kommen, mein Kopf ist bereit… Zumindest äußerlich, innen drin sieht es noch ganz anders aus…