Ich habe gelernt mein Leben mit anderen Augen zu sehen !

Es ist Freitag, der Tag der Entlassung…

Wenn ich so an die letzten Tage zurück denke, verging die Zeit wie im Flug. Vier Tage mit vielen einschneidenden Erlebnissen, großen Veränderungen für die Zukunft und vielen Emotionen. Auch wenn es komisch klingen mag, ging ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Hause, denn irgendwie war es für mich auch eine schöne Zeit…

Die Tage im Krankenhaus werde ich positiv in Erinnerung behalten, sicher gab es Momente der Schmerzen, Trauer und Verzweiflung aber ich hatte auch immer tolle Menschen um mich herum welche mich immer wieder auffingen wenn ich Angst hatte ganz tief zu fallen…

Ich habe gelernt mein Leben mit anderen Augen zu sehen!

Obwohl ich so krank bin, ich meine ich habe Krebs !!! Geht es mir so gut wie es mir schon seit Ewigkeiten nicht mehr ging. Ich habe dadurch so viel Stärke entwickelt und bin so lebensbejahend wie noch nie zuvor.

Jedes Leben hat sein Maß an Leid. Manchmal bewirkt eben dies unser Erwachen.

Es klingt sicher total verrückt wenn ich sage, dass ich auf eine Art und Weise sogar ein kleines bisschen dankbar für diese Krankheit bin. Vorher litt ich unter Depressionen durch all die Dinge welche ich in meinem bisherigen Leben schon so mitmachen musste. Jeder Tag war für mich Kopftechnisch eine Qual. Schlecht drauf schon morgens aufgestanden, sich so durch den Tag gequält und abends in dem gleichen Zustand wieder ins Bett. Und das über eine wirklich lange Zeit. Das ist nun alles anders seit dieser Diagnose… So nach dem Motto: “ Wenn Dir das Leben in den Arsch tritt, nutze den Schwung um vorwärts zu kommen!“ Und glaubt mir, dieser Tritt war gewaltig und unerwartet, aber dank ihm komme ich mit riesigen Schritten vorwärts!!!!

Um kurz vor acht kam Dr. V. zur Endkontrolle meiner Brust. „Die Pflaster können Sie auch ruhig schon abmachen!“ Erschrocken und mit großen Augen schaute ich ihn an, denn es war mir doch nicht so ganz geheuer, diese selbst zu entfernen. Er bemerkte meine Unsicherheit schnell und bot mir gleich an, das er das auch wohl machen würde. Ich war leicht nervös und hatte etwas Angst vor dem Anblick meiner operierten Brust. Die Pflaster lösen sich, ich sehe meine Brust … und mir fällt ein Stein vom Herzen, ich atmete erleichtert auf und sagte als erstes :

„Das sieht ja Gut aus, dass hat Dr. K. wirklich Gut hin bekommen!“

Das einzige was auf eine Op hinwies waren die 3,5 cm lange  Narbe auf der Brust und die 2,5 cm lange Narbe unter dem Arm . Die Form der Brust war genauso wie vorher, ich war so froh … Denn als Dr. K. mir kurz nach der OP mithilfe seiner Hände zeigte wie groß das Stück war, welches entfernt wurde,  dachte ich im ersten Moment nur: „Oh Gott, ist denn überhaupt noch was da von der Brust???“ Aber er hatte das umliegende Brustgewebe aufgelockert und das somit entstandene Loch aufgefüllt. Ich war glücklich und echt dankbar das er das so schön hinbekommen hat. Diese Angst vor einer entstellten Brust war nun auch vorüber…

Kurz nach Dr. V. kam dann mein letztes Frühstück. Da ich später mit Renate frühstücken würde gab ich Meta meinen Aufschnitt und mein Obst… Sie bekam immer nur so wenig zu Essen, obwohl sie laut der Ärzte so ziemlich alles essen durfte. Und das tat mir immer so Leid… Um neun war dann Renate da um mich abzuholen. Wir unterhielten uns noch ein wenig mit Meta bis sie Ihr Frühstück beendet hatte, dann verabschiedeten wir uns von Ihr. Sie nahm uns fest in Ihre Arme und sagte: „Wir müssen uns ganz fest versprechen das wir uns immer anrufen und uns erzählen wie es uns geht, und das wir uns auch auf jeden Fall wiedersehen!“ „Versprochen Meta, dass machen wir!“

Dann wurde es auch Zeit das wir gingen, denn wir konnten merken das es sie doch sehr berührte und traurig machte das ich sie nun verließ. In Meta habe ich eine tolle, „Leidensgenossin“ gefunden, welche aber so wie ich auch, das Leiden zu einem Leben voller Freude und Kraft umwandelt. Allein durch den Willen gesund zu werden und um das Beste aus dieser schweren Zeit zu machen. Sie hatte auch die Grandiose Idee :“Wenn wir zwei dann unsere Haare verloren haben nach der Chemo treffen wir zwei „Glatzköppe“ uns und machen ein Fotoshooting zusammen und das Gleiche nochmal wenn wir unsere Haare wieder haben!“ Und auch das werden wir machen…..Das erste Fotoshooting mit Glatze wird das Beste werden, denn dabei brauchen wir uns keinen Kopf darüber machen wie die Haare liegen, da reicht es aus die Glatze zu polieren und los geht’s …

Nun noch von den Schwestern verabschieden, meine Entlassungspapiere abholen …Danach zur Abmeldung mich ausloggen lassen und ab nach Hause ! Als wir das Krankenhaus verließen, hatte ich so ein trauriges Gefühl in mir und Renate ebenso…am liebsten hätten wir Meta mitgenommen, denn sie so zurück zu lassen fühlte sich komisch an… Als ich ins Auto einstieg strömte mir gleich der Duft der frisch gebackene Brötchen in die Nase, welche meine Schwiegermutter kurz zuvor beim Bäcker erstanden hat. Frische Tomaten und leckeren Käse gab es auch noch dazu…

Hmmmmm das wird ein gutes Frühstück!

In Neermoor angekommen empfing Peter uns schon voller Freude… Er hatte sich extra frei genommen. Nach kurzer Zeit ließ sich auch mein lieber Schwager Sebastian bei uns Blicken. Immer wenn er im Borromäus Hospital arbeiten musste besuchte er mich…entweder in seiner Mittagspause oder nach Feierabend. Schließlich musste er sich ja auch vergewissern das es seiner lieben Schwägerin gut geht.

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