Um kurz vor acht kam der liebe Dr. V. mal wieder zur morgendlichen Visite…
,,Alles Super, die Drainage können wir nun auch aus der Brust entfernen !“
Ich hatte ein wenig Not, dass es weh tun könnte wenn er den Schlauch raus ziehen würde…
,,So nun einmal kräftig husten !“
„Das war es schon, der Schlauch ist raus.“
Von Schmerzen keine Spur, endlich war ich diese Drainage los…
Nachdem er dann mit der ,,Inspektion“ seiner Patientinnen, also Meta und mir fertig war, ging Dr. V. wieder und sagte, dass er dann abends noch einmal bei uns vorbeischauen würde…
Umso mehr wunderte ich mich als als er bereits gegen Mittag erneut bei uns im Zimmer auftauchte, sich einen Stuhl nahm und sich mit diesem zu mir ans Bett setzte…
„Die Pathologin hat in dem ersten Wächterlymphknoten eine 5mm große Metastase gefunden!“
Jetzt habe ich also die Gewissheit, wenn ich gesund werden will und Leben will, muss ich eine Chemotherapie über mich ergehen lassen. Denn mir wurde ausdrücklich gesagt, sollte der Krebs wieder kommen dann eher nicht in der Brust sondern in den inneren Organen und dann könne man mir vielleicht nicht mehr helfen…
Wir führten ein langes Gespräch in dem er mir alles bezüglich der Therapie und allem drum herum erklärte und alle meine Fragen beantwortete, die mir in diesem Moment so in den Kopf schossen. Für meinen Mann und mich war das Schlimmste an der Chemotherapie, dass durch die Medikamente das sogenannte Keimgewebe zerstört werden kann, was zur Folge hat, dass meine Regelblutung ausbleiben kann und ich somit nicht mehr schwanger werden kann. Was bei mir dabei eventuell noch von großem Vorteil ist, ist mein Alter. Da ich noch recht jung bin, 31 Jahre alt, ist bei mir die Wahrscheinlichkeit das meine Menstruation wieder einsetzen wird recht hoch. Zumindest war dies bisher bei den meisten Patientinnen meines Alters von Dr V. und Dr K. der Fall.
Doch garantieren kann mir dies natürlich keiner. Nun hieß es einfach nur hoffen. Das Ganze war für uns ein erneuter Schock, da wir noch Kinderlos waren aber einen großen Wunsch nach einem Baby hatten. Und nun auch noch das…
Uns wurde eine Methode vorgestellt, welche sich „Fertiprotect“ nennt . Dabei wir ein Stück des Eierstocks entfernt und eingefroren. Ist die Chemo dann vorüber wird dieses Stück, welches vor der Chemo geschützt wurde, wieder eingesetzt. Das wäre noch eine Möglichkeit über welche wir nachdenken sollten…
Nach dem Gespräch mit Dr. V. notierte ich mir alle Einzelheiten die wir besprochen hatten. Da ich noch immer in einer Traumwelt lebte und mein Kopf nur noch durcheinander war und ich ständig neben mir stand, musste ich einfach alles schriftlich festhalten um nicht nach fünf Minuten schon wieder alles vergessen zu haben.
Wir alle konnten uns schon seit Dienstag nach dem Gespräch mit Dr. K. drauf einstellen das die Wahrscheinlichkeit einer Chemo sehr hoch ist … somit war es auch kein großer Schock für meine Lieben als ich Ihnen mitteilte, dass wir nun die Gewissheit haben, dass die Chemotherapie jetzt auch bald zu meinem Leben gehören wird.
Und noch immer waren wir alle positiv gestimmt…
Auch das stehen wir zusammen durch! Am Nachmittag bekam ich dann besuch von meiner Freundin Elena. Wir gingen gemeinsam in die Cafeteria und tauschten alle Neuigkeiten miteinander aus. Mit besorgtem Gesichtsausdruck hörte sie mir zu als ich ihr davon erzählte was jetzt alles auf mich zukommen wird. Auch sie wird immer für mich da sein um mich unterstützen, sagte sie mir. Ich bekam so viel Hilfe und Unterstützung von allen Seiten… unglaublich wie viele tolle Menschen ich um mich herum habe.
Einfach Toll !!!
Der letzte Abend und die letzte Nacht im Krankenhaus standen mir nun bevor. Benny nahm an diesem Tag das Meiste meiner Kleidung usw. schon einmal mit nach Hause, dann müssten Renate und ich uns am nächsten Tag nicht wieder mit meiner riesigen Tasche abquälen … Benny ist ja doch ein bisschen stärker als wir… Am späten Abend kam Schwester W. zu mir ans Bett um sich von mir zu verabschieden. Wir hatten die letzen Tage des Öfteren das Vergnügen miteinander, sie war die nette Dame mit den Thrombosespritzen… Sie nahm sich gerne ein wenig Zeit für die Patienten und wechselte gerne ein paar Worte mit Ihnen. So war es dann halt dann halt auch mit auch mit mir. Zum Abschied hatte Sie Tränen in den Augen und umarmte mich.
„Ihr schafft das,ihr seid so toll zusammen, es war mir eine Ehre euch kennen lernen zu dürfen! Ich werde für Dich beten und immer eine Kerze für Dich anzünden“ … nach diesen Worten kamen auch mir die Tränen. Nach einem Tag mit Dauerkopfschmerzen und vielen neuen Gedanken und Sorgen legte ich mich früh schlafen. Morgen geht es endlich nach Hause …