… dieses Mal bin ich stärker !

Pünktlich um acht Uhr waren Renate und ich in der Praxis… Ich meldete mich wieder bei den Damen im Erdgeschoss an und dann machten wir uns auf den Weg die Treppen hinauf nach oben in den Therapieraum… Dieses Mal hatte ich Glück, ich durfte es mir auf einem der Luxusstühle bequem machen, was mich schon sehr freute. Im Luxusstuhl Nummer zwei und in dem mit rotem Leder bezogenen Wippstuhl entdeckte ich mir zwei bekannte Gesichter. Es waren die Damen die ich bereits von meiner ersten Chemo kannte… Der Drehstuhl mit der Halbkugel Sitzfläche blieb an diesem Tag unbesetzt. Renate blieb noch einen kurzen Moment bei mir und machte sich dann auf den Weg zu Ihrer Mutter nach Bingum. Ich würde ihr dann schreiben kurz bevor ich fertig werde, dann könne sie mich wieder abholen, machten wir ab.

Schon komisch, bei der ersten Chemo unterhielt ich mich noch mit den Frauen darüber, wann der Haarausfall eintritt usw. und jetzt sitze ich hier bereits mit meiner Glatze, die anstatt mit einer Perücke, von einer meiner Mützen aus meiner riesigen Kollektion bedeckt wird. Ein künstliches Haarteil kommt für mich überhaupt nicht mehr in Frage, ich fühle mich Gut ohne meine Haare und die Mützen geben mir ein Gefühl von Wohl sein… Ich fühle mich gut so wie ich bin.

Die Chemo verlief recht gut, nun wusste ich ja schon was mit mir gemacht wird und wie alles abläuft.

Zwischendurch schrieb ich mit Benny über meinen momentanen Zustand und über sein Wohlbefinden, hier und da ein kurzes Geplänkel mit meinen Leidensgenossen und schon war die Zeit wieder rum.

Nachdem Renate mich abgeholt hatte, fuhren wir noch ins Einkaufszentrum um Brötchen und Aufschnitt zu besorgen. Ja, nach der Chemo habe ich immer ziemlichen Hunger…

Geräucherter Lachs mit Dill hat es mir im Supermarkt angetan… Ich sah in dort so schön im Kühlregal liegen und habe mich gleich in ihn verliebt. Absoluter Heißhunger auf die komischsten Sachen, aber Hauptsache mir schmeckt es.

Nach dem Essen nahm ich gleich die Tropfen die ich nach der Chemo auf Rezept bekommen habe. Diese sollten neben den Tabletten noch zusätzlich gegen die Übelkeit helfen.

Und ob es nun an den Tropfen lag oder an der Stärke meines Körpers, der sagte: “Von der Chemo lasse ich mich nicht wieder unterkriegen, dieses Mal bin ich stärker!“ ich weiß es nicht, aber auf jeden Fall kann ich sagen, dass es mir blendend ging, was schon fast ein bisschen unheimlich war. Insgeheim wartete ich regelrecht darauf, je später es wurde, dass mir doch jetzt eigentlich kotzübel werden müsste. Aber nischt ist passiert… Da sieht man mal wieder, es läuft nicht immer alles so wie man denkt und wie man es plant, manchmal reicht es zu atmen, zu vertrauen und den Dingen ihren Lauf zu lassen und zu beobachten was passieren wird…

Renate und Peter waren ebenfalls total erleichtert, dass es mir so gut ging… sie hatten sich schon die schlimmsten Dinge ausgemalt, was mit mir passieren würde. Benny freute sich aus der Ferne über mein Wohlbefinden, ihm ging es allerdings noch nicht wirklich besser. So war die Trennung auf Zeit das Beste für uns Beide…

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