„Erschaffe ein Leben, dass sich von innen gut anfühlt.“

Die letzte Nacht war Dank der guten Schmerztabletten von seligem Schlaf erfüllt…

Doch die erste Bewegung meines rechten Armes am frühen Morgen, erinnerte mich gleich schmerzhaft an den Eingriff des Vortages. Danach war ich auf jeden Fall wach… Irgendwie rollte ich mich dann aus meinem Bett, was mit zwei nicht einsatzbereiten Armen gar nicht so einfach war, um frisch, fromm, fröhlich, frei in den neuen Tag zu starten.

Als ich es dann irgendwann mal geschafft hatte, mich aus meinem Oberteil raus zu kämpfen, konnte ich bereits die ersten, noch leicht blauen Flecken an der Innenseite meines Oberarmes erkennen. Mal sehen, wie weit sich diese in den nächsten Tagen noch so ausbreiten wollen…

Am Nachmittag fuhr Benny dann mit mir zu Dr. K. der sich zur Kontrolle einen Tag nach der Operation den Port und die Wunde anschauen sollte.

Nachdem ich meine Kleider abgelegt hatte, machte ich es mir auf der Liege im Behandlungszimmer bequem… Auf genau Dieser lag ich auch, als der Tumor in meiner Brust entdeckt wurde. Das ist schon wieder so lange her… und in dieser ganzen Zeit ist schon so viel passiert, viele Dinge welche mich sicherlich für mein Leben geprägt haben und die ich so schnell nicht vergessen werde. Auch wenn alles gut werden wird, wird es nie wieder so sein wie es mal war… Vorher hatte ich mich, mit meinem gesunden Körper. Nun hat sich einfach ganz ungefragt, ein ungebetener böser Gast bei mir eingenistet …

Der Krebs. Dr. K. hat mir kurz nach der Diagnose versprochen, das ich wieder gesund werde… und da glaube ich auch ganz fest dran. Das Einzige was ist und was auch sicher für den Rest meines Lebens bleiben wird, ist die Angst davor, dass dieser böse Gast in mir, nachdem wir Ihn durch die Chemo vertrieben haben, es sich in ein paar Jahren doch noch einmal anders überlegt und zurückkommt. Wenn dies so sein sollte, könnte es auch passieren, dass er sich dann an den inneren Organen absetzt. Und was ist dann? Ob ich mal an Krebs sterben, werde frage ich mich natürlich auch des Öfteren. Und dann denke ich mir wiederrum, ich will doch aber nicht meine Angst über meine Zukunft entscheiden lassen und dem Krebs so viel Aufmerksamkeit schenken, dass er womöglich gerade deswegen meint, er müsse zurück kommen … „ Denn, wenn sie doch so oft an mich denkt, vermisst sie mich anscheinend !“ und um Himmels willen, auf so komische Ideen will ich Ihn gar nicht erst bringen…

Dr. K. schaute sich als erstes die Brust an und schnitt dann die beiden verknoteten Enden des Fadens ab mit dem meine Wunde zugenäht worden war. Das gleiche tat er ebenfalls mit den Fäden in meiner Achselhöhle. Das Entfernen der Knoten reicht, der Rest der Fäden löst sich von selber auf. Damit jedoch schönere Narben entstehen, empfahl er mir noch mindestens sechs Wochen ein spezielles Medizinisches Vliespflaster zu tragen.

Dann ging es an den Port … Als er das Pflaster von der Wunde entfernte stand Benny hinter mir und war dann doch leicht entsetzt als er das Ausmaß des Ganzen sah. Da ich lag, konnte ich nicht wirklich viel davon erkennen… also machte Benny mit seinem Handy ein Foto und zeigte mir Dieses. Jetzt konnte ich sein Entsetzt sein verstehen, es sah echt schlimm aus… So ein langer Schnitt und alles grün und blau und das Genähte sah für mich echt seltsam aus… aber anscheinend musste das wohl so sein, denn Dr. K. sagte nichts weiter, nur das der Port die richtige Lage aufweist, wie er durch den Ultraschall feststellen konnte. Nachdem alles wieder verarztet war, durfte ich mich wieder anziehen und wir machten uns auf den Heimweg …

Nun musste die Wunde vom Einsetzen meines Ports erst einmal verheilen und dann kann die erste Chemo kommen. Der Termin stand bereits fest, am Freitag den 19.2 sollte es dann soweit sein… nur noch zehn Tage…

Nach dem Beratungsgespräch über den Verlauf der Chemo, die Nebenwirkungen, Risiken usw. welches ich am 2.2 ja bereits hatte, bekam ich von der Arzthelferin ein Rezept über eine Perücke   überreicht. Ich würde meine Haare während der Chemo verlieren, dass war ganz klar. Aber will ich dann tatsächlich eine Perücke tragen ? Oder wirklich einfach nur die schönen Mützen die wir noch nähen werden ? Ich war mir zu diesem Zeitpunkt noch total unsicher, denn noch hatte ich mein schönes Haupthaar und konnte mir nicht einmal im Entferntesten vorstellen, was es nun heißt eine Glatze zu haben. Die Angst davor war allerdings gewichen, jetzt war ich schon fast gespannt darauf… genauso ging es auch meinen Lieben. Meine Haare werden wiederkommen, das steht fest… und so kann ich später sagen, dass ich schon einmal so ziemlich alle Haarlängen durchlebt habe, von der Glatze bis zu langem Haar. Und das kann auch nicht Jeder… Außerdem ist es sogar noch spannend, dann zu sehen, wie mein neues Haar aussehen wird, wenn es sich Schritt für Schritt zu einer neuen Mähne entwickelt. Erst einmal wird es ein zarter Pflaum sein, habe ich von Vielen gehört und dann kann es sein, dass man plötzlich Locken bekommt, wo man doch vorher glattes Haar hatte… oder dickes Haar, vor dem man vorher nur ganz Dünnes hatte. Verrückt oder? Da bin auch sehr gespannt drauf…

Erschaffe ein Leben, dass sich von innen gut anfühlt.

Nicht eins, das nur von außen gut aussieht.“

Innere Stärke, Ausstrahlung, Mut und Kraft machen mich auch ohne Haare schön und ersetzen diese allemal…

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